STRATEGIE

Autos raus aus unseren Städten?

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Dieses Original-Foto zeigt die Aussicht aus meinem Bürofenster an einem Dienstagmorgen um 8:30 Uhr. Jeden Tag das gleiche Bild auf meinem Weg zur Arbeit. Staus, Lärm, allein sitzende Menschen in Autos, Parkplatzsuche und kaum Platz für Radler und Fußgänger. Da ist meine Laune und die Lust auf Arbeit schon bei null. Die Stadt platzt aus allen Nähten. In größeren Städten, wo der Verkehr dicht und der Treibstoffverbrauch durch ein stetiges Stop-&-Go erhöht ist, ist die Umweltbelastung durch Autoabgase besonders hoch. Vieles spricht dafür, den Autoverkehr in deutschen Innenstädten einzudämmen:

  • Hohes Verkehrsaufkommen bedeutet hohe Feinstaubbelastung.
    Pro Jahr sterben 13.000 Deutsche vorzeitig durch Verkehrsabgase.

  • Minderung der gesundheitlichen Probleme, wie Erkrankung der Atemwege
    (evtl. Senkung der Anzahl der Krankheitstage).

  • Mehr Grünflächen heißt mehr Platz zum Schlendern, spielen und Mittagspausen draußen.

  • Bus, Bahn oder Rad nehmen – das sorgt für mehr Bewegung und gleichzeitig Steigerung der Nachhaltigkeit.

  • Weniger Autos lassen auf mehr Sicherheit hoffen.

Klar, es gibt Menschen, die zumindest kurzfristig nicht auf ein Auto verzichten können. Gerade auf dem Land sind die Wege weit, und der öffentliche Verkehr ist dünn. Doch gibt es vernünftige und weniger vernünftige Autos. Schluckt der Wagen mehr als 6 Liter/100 km? Hat er eine Höchstgeschwindigkeit, die man nicht annähernd nutzt? Geh lieber mit der Zeit und kaufe dir beim nächsten Mal ein sparsames Auto – oder gleich ein Elektroauto.

Solche Änderungen müssen nicht nur im Privatleben stattfinden, sie machen auch im Job Sinn: Bei Dienstfahrten gerne mal das Auto stehen lassen und den Bus oder die Bahn nehmen. Wie wäre es mit einem Poolfahrzeug mit Elektroantrieb fürs Unternehmen? Die Reichweite ist gar nicht mehr so kurz, wie man denkt.

Städte ohne Autos? Ja, die gibts.

Kein Hupen, keine Abgase, kein Gestank. Es gibt diese Städte, in denen sich die Autos den Rädern, E-Bikes, Lastenrädern und Fußgängern unterwerfen müssen. Sie alle sind Städte, in denen niemand Abgase einatmen muss, Fahrräder und Autofahrer sich keine Machtkämpfe liefern und Kinder auf der Straße spielen können. Hier einige Beispiele:

Oslo: Die Hauptstadt von Norwegen geht rigoros vor

Seit Januar 2019 dürfen keine Privat-Pkws mehr in die Innenstadt. In Oslo leben rund 600.000 Einwohner, aber nur 1.000 davon im Zentrum; dort arbeiten allerdings 90.000 Menschen. Oslo ist die erste europäische Großstadt, die mit einem radikalen Autoverbot den Abgasausstoß drastisch senken will. In Zukunft will man den öffentlichen Nahverkehr und E-Bikes mehr fördern – und 60 Kilometer zusätzliche Radwege bauen.

Houten: 50.000-Einwohner-Gemeinde in den Niederlanden

In dieser Stadt nahe Utrecht müssen sich die Autofahrer den Fahrradfahrern unterordnen. Möglich macht es der »Rondweg«, die große Umgehungsstraße, die den Stadtkern vollkommen umkreist. Die Gemeinde entschied sich damit für eine Infrastruktur, bei der Anwohner aus ihrem Wohnviertel mit ihrem Auto erst auf diesen heraus fahren müssen, um in ein anderes Viertel hineinzufahren.
Der Effekt: Autofahren ist unattraktiv, mit dem Fahrrad ist man immer schneller. Schwere Unfälle im Stadtkern oder in den Wohngebieten gab es seit 15 Jahren nicht mehr.

Kopenhagen: Die Dänen, die bei Wind und Wetter radeln

Vier von zehn Pendlern fahren hier mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Einwohner legen jeden Tag 1,4 Millionen Kilometer auf dem Sattel zurück. Viele Hauptverkehrswege haben pro Richtung nur eine Autospur, aber einen zweispurigen Fahrradweg. 2016 fuhren erstmals mehr Fahrräder als Autos durch Kopenhagen. Das Credo der Stadt lautet: Die Stadt der Zukunft sollte nicht autofreundlich, sondern menschenfreundlich sein. Seit 2008 hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle mehr als halbiert.

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Kein Stress auf dem Arbeitsweg

Für 80 % von uns Deutschen ist und bleibt das beliebteste Fortbewegungsmittel das Auto. Nur 45 Minuten am Tag ist ein Pkw an einem durchschnittlichen Tag unterwegs. Gerade der Weg zur Arbeit wird häufig mit dem Auto zurückgelegt, auch wenn der Weg nur wenige Kilometer beträgt. Ein Plakat der Stadt Münster zeigt, wie viel Platz Auto, Bus oder Rad in der Stadt brauchen.

Es gibt zahlreiche Alternativen zum eigenen Fahrzeug, welche die Umwelt schonen, die Straßen vom Stau befreien und weniger Stress auf dem Arbeitsweg bereiten.

  • Gehe zu Fuß
    Dies ist ein toller Ausgleich zum ganzen Tag Sitzen im Büro.
  • Benutze öffentliche Verkehrsmittel
    Vor allem in größeren Städten ist das öffentliche Verkehrsnetz gut ausgebaut und auch in kleineren Städten bringen einen Busse und Bahnen bequem fast überall hin.

    Aber: Preise sollen attraktiv oder wenigstens bezahlbar sein. Eine Fahrt z. B. in Nürnberg mit der Straßenbahn kostet einfach 3,20 €, also hin und zurück 6,40 €!
    Luxemburg macht es vor: ab März 2020 ist der Nahverkehr für alle kostenlos. Und in Berlin können zumindest schon mal die Schüler seit dem 1. August die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen.

  • Tausche das Auto mit dem Fahrrad oder E-Bike
    Das Fahrrad ist eine gute Alternative zum Auto, da es dich schnell und ohne Stau den Arbeitsplatz erreichen lässt. Wer kein Fahrrad besitzt, kann sich auch günstig eines leihen, z. B. über die VAG, das VAG-Rad.

  • Organisiere Mitfahrgelegenheiten
    Die Zahl der Pendler stieg im Jahr 2017 bereits auf einen Rekordwert von 59,4 %. Auch wenn die Autofahrt der schnellste Weg ist, um zur Arbeit zu gelangen, muss die Fahrt jedoch nicht alleine zurückgelegt werden. Mitfahrgelegenheiten schonen nicht nur den Geldbeutel – sie schonen auch die Umwelt und die Anzahl der Autos auf den Straßen wird deutlich reduziert. Klar, ich weiß selbst, im Zeitalter von flexiblen Arbeitszeiten ist es nicht immer einfach, Fahrgemeinschaften zu organisieren. Auch wenn es nur 1-2 mal die Woche klappt, alles ist besser als nichts.

  • Losflitzen mit dem Elektroroller
    E-Scooter können eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Kilometern pro Stunde erreichen, Steigungen überwinden und Entfernungen von bis zu 20 Kilometer zurücklegen. Zusammengeklappt kann der Roller auch mit ins Büro genommen werden. In vielen großen Städten kann man sich inzwischen E-Scooter auch Ausleihen, z. B. die von VOI hier in Nürnberg.

Die Zukunft? – Augsburg führt nach einjähriger Testphase die ÖPNV-Flatrate ein

»Alle fahren öffentliche Verkehrsmittel zum fixen Preis.« Monatelang wurde dieser Vorschlag in Deutschland diskutiert. In Augsburg ist es bald so weit. Mit der »Mobil-Flat« für den öffentlichen Nahverkehr führen die Stadtwerke Augsburg eine Flatrate ein.

Bus und Tram, Carsharing-Auto und Leihrad können ab 1. November aus einer Hand genutzt werden. Es wird zwei Preis-Pakete geben, je nachdem, wie oft das Angebot genutzt wird.

 

 

 

Im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens hat sich die Bundesregierung mit dem Klimaschutzplan 2050 erstmals ein Minderungsziel für den Verkehrssektor gesetzt. Demnach muss der Verkehr seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 - 42 % gegenüber 1990 reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, kommt auch der Umsetzung nachhaltiger Mobilitätskonzepte eine große Bedeutung zu. Der Verkehr verursacht einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen in Deutschland insgesamt. Im Jahr 2014 war der Verkehr für rund ein Fünftel der Emissionen verantwortlich.

Fazit

Jeder von uns kann ganz einfach bewusst zum Umweltschutz beitragen: Weniger Auto fahren, Flugreisen einschränken, seltener Fleisch essen, Strom sparen, bewusster einkaufen, Müll vermeiden, ... Klimaschutz fängt im Kleinen an, und jeder kann im Alltag seinen Beitrag leisten, Tag für Tag – und dabei auch noch Geld sparen! Die Umwelt atmet auf und wird es dir danken.