STRATEGIE INNOVATION

Mülldaten statt Datenmüll: Wird unser Abfall digital?

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Das finnische Start-up Enevo ist ein fortschrittliches Unternehmen für Abfalltechnologie, das patentierte Sensoren nutzt, um Abfallkosten kontinuierlich zu senken, Mülldeponien zu reduzieren und die Nachhaltigkeit zu erhöhen.

Seit Kurzem hat der Niederländer Ger Vervoorn in seinem Müllwagen ein Tablet hängen, das ihm sagt, welche Strecke er fahren soll und wo es sich gerade am meisten lohnt, die Papiertonne zu leeren. Statt wie früher wöchentlich dieselbe Route zu fahren, führt sein Weg nun nur zu den Abfalleimern, die auch wirklich voll oder bald voll sind. Kluge Routen sollen Effizienz schaffen. Rotterdam hat 4.800 unterirdische Müllcontainer, noch einmal jeweils 650 für Papier und Glas. Der Verwaltung der 600.000 Einwohner-Stadt ist es sehr wichtig, dass das Stadtbild sauber ist. Deshalb setzt Rotterdam auf das Start-up Enevo, das Sensoren entwickelt hat, die messen, wie weit Mülltonnen gefüllt sind.

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Intelligente Müllentsorgung per Smartphone-App

So geht Digitalisierung: Bereits seit vielen Jahren bietet emz-Hanauer Systeme an, die den Zugang zu großen Müllcontainern kontrollieren. Container, die mit einem solchen System nachgerüstet wurden, können nur mit einem elektronischen Schlüssel geöffnet werden. Zudem wird über eine mechanische Müllschleuse geregelt, wie viel Abfall in den Container gegeben wird. Die Daten zum Abfallvolumen werden genau erfasst, und die NutzerInnen zahlen nur für die Menge, die sich tatsächlich im Container befindet. Das System setzt also Anreize für die Müllvermeidung.

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Kann Digitalisierung Einfluss auf die Kreislaufwirtschaft haben?

Wie weit in der Zukunft mag die Mülltonne liegen, die über die Auswertung von QR-Codes, über die Analyse von Einkaufslisten und die Befüllung des Kühlschrankes erahnt, welche Abfälle in ihr enthalten sind, ihren Wert berechnet und sich selbstständig im Internet zur Abholung anbietet? Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesumweltministeriums zeigt, dass von allen Umweltleitmärkten die Kreislaufwirtschaft die höchsten Potentiale durch Digitalisierung aufweist. Gleichzeitig zeigt die Untersuchung jedoch auch, dass bei diesem Trend kein Sektor weiter hinterherhinkt.

Die Verknüpfung dieser beiden Trends – Abfall in der Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung – birgt das Potenzial, die Abfallwirtschaft in heute kaum vorstellbarer Geschwindigkeit auf den Kopf zu stellen: sensorgestützte Wartungsintervalle für Maschinen, Ersatzteile mit Hilfe von 3D-Druck, das Tracking einzelner Produkte entlang ihres kompletten Lebenszyklus … diese Technologien werden das Abfallaufkommen radikal verändern. Interessanterweise vermag noch keiner vorherzusagen, in welche Richtung. Es bleibt also spannend.

So kannst du Müll im Alltag vermeiden:

  • Zum Shoppen die Stofftasche oder eine Mehrwegtasche mitnehmen.
  • Beim Obsteinkauf Obstsäckchen verwenden oder sich sogar selbst welche nähen.
  • Bad-/Glasreiniger oder Flüssigseife im Nachfüllbeutel kaufen. Oder Tabs kaufen, mit denen man das Putzmittel selber herstellen kann.
  • Eine große Packung statt vieler kleiner Packungen kaufen: Man verbraucht mit der kleineren Packungsgröße eines Produktes fast zweieinhalbmal so viel Kunststoff wie bei der größeren Packung.
  • Milch und Joghurt im Glas sind eine müllfreie Alternative.
  • Teilen und ausleihen: Manche Dinge brauchen wir eher selten, wie Bohrmaschine oder Rasenmäher. Günstiger und umweltschonender ist es, sich solche Geräte auszuleihen oder mit Nachbarn zu teilen.
  • Wiederaufladbare Akkus statt Batterien verwenden.
  • Einwegflaschen durch Mehrwegflaschen ersetzen.
  • Weniger Essen wegwerfen: Eine bessere Essensplanung mit Einkaufszetteln hilft, die richtigen Mengen zu kaufen.