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Shit happens - mit Fehlermanagement zu einer guten Fehlerkultur

ZUR ÜBERSICHT

Etwas, das falsch ist oder vom Richtigen abweicht, auch Unrichtigkeit genannt – so ähnlich beschreibt Google das Wort „Fehler“, wenn man es in die Suche eingibt. Fehler sind also „nicht richtig“, „falsch“ und „möglichst zu vermeiden“. Unsere Gesellschaft und die meisten Unternehmen teilen dieses Verständnis leider immer noch.

Fehler sind keine Perfektion und im Job einfach fehl am Platz. Gleichzeitig reden wir von New Work, Change und dass dies große Chancen für unsere neue Unternehmer:innen-Welt sind. Gehört hier die Offenheit, Fehler zu machen und daraus zu lernen, nicht ebenfalls dazu?

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Dieses Sprichwort sagt nichts anderes aus als: Jeder Mensch macht Fehler. Ja, manche Fehler haben weitreichende Konsequenzen. Das kann und darf im Umkehrschluss aber nicht bedeuten, dass bei jedem Fehler die Welt zusammenbricht. Ein solches Mindset fördert mentalen und physischen Druck, welcher wiederum dazu beiträgt, dass neue oder sogar noch mehr Fehler gemacht werden.

Aber wie gehen wir am besten mit Fehlern um?

Ganz gleich, ob in handwerklichen Berufen oder in der IT-Branche: Wir müssen Fehler zulassen. Denn durch sie erweitern wir unseren Horizont, lernen dazu und verbessern unser Handeln. Das geht aber nicht, wenn Mitarbeitende gleich mit Sanktionen rechnen müssen, falls sie etwas nicht richtig machen. Das geht ebenso wenig, wenn Vorgesetzte mit schlechtem Beispiel vorangehen und für jeden Fehltritt einen Sündenbock suchen.

Jedes Unternehmen, jede Führungskraft und jede:r Mitarbeiter:in muss daher bei sich selbst anfangen und zu einem offenen, selbstkritischen Umgang mit Fehlern gelangen. In der Zusammenarbeit gilt es, eine möglichst angstfreie Fehleranalyse gemeinsam mit dem Team durchzuführen, von der alle Beteiligten letztlich profitieren – denn Menschen lernen am besten durch Erfahrungen. Diese Vorgehensweise nennt man positives Fehlermanagement. Hierbei wird den Mitarbeitenden die Angst vor Fehlern genommen, indem zunächst Grundpfeiler gesetzt und eine entsprechende Fehlerkultur eingeführt werden.

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Grundpfeiler des Fehlermanagements

Damit das Fehlermanagement eines Unternehmens einen positiven Einfluss haben kann, ist es sinnvoll, Regeln für dem Umgang mit Fehlern zu etablieren. Hier einige Beispiele:

  • Betrachtungsweise:
    Fehler werden nicht einfach verdammt, sondern als Chance zur Weiterentwicklung gesehen. Das impliziert zweierlei: Wer einen Fehler macht, übernimmt die Verantwortung dafür. Gleichzeitig wird nicht wertvolle Zeit mit der zermürbenden Suche nach Schuldigen vergeudet, wenn offensichtlich ein Fehler im System liegt. Wichtiger ist es hier, die Probleme zu lösen.
    Denn Lernen heißt Fehler machen und Fehler sind menschlich. Wenn Fehler im Arbeitsalltag ausgeschlossen sind, wird auch ein Teil des Menschen ausgeschlossen. Und welches Unternehmen möchte denn nur eine:n halbe:n Mitarbeiter:in?
  • Kommunikation:
    Jede:r steht zu seinen:ihren Fehlern und benennt sie offen. Dabei können z. B. Team-Workshops helfen, die in regelmäßigen Abständen stattfinden. In diesen Workshops kann ein Canvas dabei helfen, Personen oder Teams und ihre Arbeitsweise besser kennenzulernen und sich gemeinsam zu Werten und Zielen zu committen.
    Die Kommunikation rund um Fehler sollte dabei transparent sein. Es kann sehr gut sein, dass ein:e andere:
    r Mitarbeiter:in auf dieselbe Problematik stößt oder eine unterschiedliche Arbeitsweise präferiert. Hier sind ein gemeinsamer Zielpunkt und das gegenseitige Verständnis sehr wichtig.
  • Korrektur:
    Die Auswirkungen eines Fehlers müssen behoben werden. Entsprechende Korrektur- und Präventionsmaßnahmen sollten sorgfältig kontrolliert werden, um den gleichen zukünftig zu vermeiden. Wichtig dabei ist, dass alle betroffenen Personen über die Anpassung Bescheid wissen, um die Veränderung verwirklichen zu können.
    Hierfür müssen z. B. alle Abteilungen informiert werden, wenn es um einen Prozess geht, der die gesamte Organisation betrifft, oder auch genügend Materialien für die Umsetzung vorhanden sein.

Neben dem internen Umgang mit Fehlern zeigt sich positives Fehlermanagement auch darin, wie Fehler von Unternehmen nach außen kommuniziert werden. Zeigt das Unternehmen Reue? Verspricht es Ersatz für einen entstandenen Schaden? Wie kulant ist es insgesamt im Umgang mit seinen Kund:innen? In diesem Zusammenhang kann gutes Fehlermanagement entscheidend dazu beitragen, das Image eines Unternehmens trotz entstandenen Schadens zu stärken – da es versucht, zu einem offenen Umgang mit Fehlern beizutragen, um diese künftig zu verhindern.

Ein Puzzlestück in der Unternehmenskultur

Ohne funktionierende Fehlerkultur kann es in einem Unternehmen keine gute Unternehmenskultur geben. Insbesondere in der heutigen Arbeitswelt, in der Unternehmen immer mehr Wert auf Selbstorganisation und flexibles Arbeiten legen, müssen Mitarbeitende immer mehr arbeitsbezogene Entscheidungen selbst treffen. Daraus resultiert ein erhöhtes Risiko, dass Fehler passieren, aber gleichzeitig auch ein enormes Entwicklungspotenzial für die Mitarbeitenden sowie die Unternehmen selbst.

Nicht nur das Silicon Valley zeigt uns, dass aus Fehlern durchaus Innovationen entstehen können: Nicht umsonst sind Methodiken wie z. B. Design Thinking erfolgreicher denn je. Trial and Error, Rückschläge und die daraus entstandenen Learnings sowie die schnelle Reaktion auf Fehler hat am Ende schon des Öfteren ein erfolgreiches Produkt auf den Markt gebracht, das zu Beginn wohl nicht so geplant war.

Ich persönlich hoffe sehr, dass diese Denkweise bald auch in den letzten Köpfen angekommen ist und wir bald alle Vorteile aus unseren Fehlern ziehen können.